Afrika-Investments: Solide Fundamentaldaten stehen im Kontrast zu niedriger Bewertung
Während unserer letzten Geschäftsreisen im Oktober trafen wir uns mit Vertretern von 40-50 Unternehmen aus 10-15 afrikanischen Ländern. Der Zeitpunkt war genau richtig gewählt, um die Geschäftsaussichten mit den Managementteams zu erörtern. Vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges braucht es diesen Austausch, um die künftigen Chancen und anstehenden Herausforderungen besser einschätzen können.
Die Unternehmen stellen insgesamt robuste Gewinne in Aussicht trotz des derzeitigen Inflationsdrucks, steigender Kreditkosten und der Abwertung lokaler Währungen gegenüber dem US-Dollar. Die CEOs schauen zudem zuversichtlicher in die Zukunft, als ihre historisch niedrigen Bewertungen erwarten lassen. Ihre Einschätzung steht im Gegensatz zur aktuellen Stimmung gegenüber afrikanischen Aktien, die das viel versprechende Wachstumspotenzial vernachlässigt, das sich bereits vielerorts abzeichnet.
Für viele afrikanische Unternehmen bedeutet ein schwieriges Geschäftsfeld nichts Neues
Wir investieren in Unternehmen, die in der Vergangenheit eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegenüber externen und internen Schocks entwickelt haben. Das hilft ihnen, auch in schwierigen Zeiten beachtliche Ergebnisse zu erzielen. Einige von ihnen sind aus Krisen stärker hervorgegangen, da sie ihre Marktanteile auf Kosten kleinerer Marktteilnehmer aus der Schattenwirtschaft festigen konnten. Diese beiden Faktoren spielen im laufenden Jahr eine wichtige Rolle und wurden in gemeinsamen Gesprächen immer wieder thematisiert.
Ausserdem erfuhren wir, dass die Preisanhebungen von 30-40% gegenüber dem Vorjahr unter anderem durch die seit Pandemiebeginn angesammelten zusätzlichen Ersparnisse ägyptischer Verbraucher absorbiert werden konnten, sodass sich das Umsatzvolumen im FMCG-Sektor seit Jahresbeginn stabil entwickelte. Obour Land, der grösste Milch- und Quarkproduzent Ägyptens, verzeichnete infolge seiner diversen Preiserhöhungen in der ersten Jahreshälfte sogar ein beeindruckendes Volumenwachstum von 16% (über die letzten 12 Monate). Einige marokkanische Portfoliounternehmen aus dem Verbraucher- und Gesundheitssektor äusserten sich regelrecht optimistisch und erwarten im laufenden Jahr und darüber hinaus zweistellige Gewinnzuwächse.
Langfristige Anleger nutzen die Chance zum Kauf günstig bewerteter Qualitätsaktien
Eine niedrige Bewertung, solide Gewinne und attraktive Wachstumsaussichten sind einige der Gründe für ein Re-Rating afrikanischer Aktien. Letztendlich gleichen sich Märkte und Fundamentaldaten einander stets an, vor allem, wenn Unternehmen ihre Gewinne kontinuierlich ausbauen. Der beste Beweis dafür ist die Tatsache, dass einige Anleger die sich in letzter Zeit auftuenden Anlagemöglichkeiten nutzten.
Seit der Abwertung des ägyptischen Pfunds im vergangenen März investierten die Staatsfonds Saudi-Arabiens, der Vereinigten Arabischen Emirate und Katars Milliarden US-Dollar in kotierte Unternehmen, aber auch in staatliche Betriebe, die nicht an der Börse gelistet sind. Auch grosse Mischkonzerne mit Präsenz auf dem afrikanischen Kontinent gehen auf Einkaufstour. So unterbreitete der britische Bier- und Spirituosenhersteller Diageo im Oktober ein Angebot für einen 15%igen Anteil an seiner Tochtergesellschaft East African Breweries zu einer Prämie von 40%. Im September kaufte die französische Bank Crédit Agricole eine Beteiligung von 5% an ihrer Tochter Crédit Agricole Egypt. Ende 2021 legte der globale Rohstoffhändler Vitol ein Kaufangebot für Minderheitsanteile am führenden afrikanischen Kraftstoffhändler Vivo Energy vor, das einem Aufschlag von 25% entsprach.
Wir waren und sind nach wie vor in den drei oben aufgeführten afrikanischen Unternehmen investiert, und die erwähnten Transaktionen sind Beweis für den hohen Fundamentalwert, durch den sich mehrere unserer Portfoliobeteiligungen auszeichnen.
Marokko bleibt Kerninvestment unserer langfristigen Anlagestrategie
Marokko ist in unserem Anlageuniversum das Land mit dem stabilsten und widerstandsfähigsten Makroumfeld. Zurückzuführen ist dies auf die strukturellen Reformen während der vergangenen 10-20 Jahre. Dank dieser makroökonomischen Stabilität kann sich das Königreich auf weitere sektorale Reformen konzentrieren, die einige börsenkotierte Unternehmen begünstigen, die wiederum direkte Anlagechancen darstellen.
Unsere Aufgabe als Anleger in Afrika besteht darin, die lokalen Unternehmen ausfindig zu machen, die diese strukturellen Wachstumskatalysatoren nutzen, um zu wachsen. Dieser Aspekt stellt ein wesentliches Merkmal unseres Investmentansatzes dar und erklärt das starke Engagement unseres Portfolios in Marokko, obwohl marokkanische Aktien im laufenden Jahr bisher nicht gerade geglänzt haben. Kurzfristige Marktkorrekturen bereiten uns allerdings keine allzu grossen Sorgen, da wir davon überzeugt sind, dass die strukturellen Wachstumstitel in unserem Portfolio weiterhin solides und nachhaltiges Gewinnwachstum generieren werden.
Eindrücke unserer Geschäftsreisen sprechen für unsere Kerninvestments in Marokko
Ein Thema, das während unseres Besuchs vor Ort im Oktober häufig zur Sprache kam, waren die Reformen im marokkanischen Gesundheitswesen. Rund 21% der marokkanischen Bevölkerung sind heutzutage krankenversichert. Die Regierung will diesen Prozentsatz bis 2024 auf 70% steigern. Marokkaner hätten dann Zugang zu einem breiteren Angebot an pharmazeutischen Produkten und Gesundheitsdienstleistungen.
Entsprechende Massnahmen bedürfen nur noch der gesetzlichen Genehmigung. Sothema, der führende Pharmakonzern des Landes, ist gut aufgestellt, um von diesen Reformen zu profitieren. Wir eröffneten im letzten Jahr eine Position in der Aktie, da sie infolge entsprechender Neuerungen unseres Erachtens Nutzniesser des erwarteten Nachfrageanstiegs sein dürfte. Ausserdem verfügt Sothema über das nötige Fachwissen und die erforderliche Grösse, um zur Autarkie des Landes bei der Arzneimittelproduktion beizutragen. Auf dem Höhepunkt der COVID-19-Krise spielte Sothema eine wichtige Rolle bei der lokalen Versorgung mit Insulin und anderen Arzneimitteln, als diese weltweit schlecht verfügbar waren.